Ökumenisches Miteinander
Nach der Reformation verschwanden die Katholiken weitgehend aus der Stadt und dem Kanton Zürich. Ab dem 10. September 1807 durften sie im Kanton Zürich wieder Gottesdienste feiern. Für die damaligen politischen und konfessionellen Verhältnisse in der Schweiz war dies ein zukunftsweisender Entscheid des Kantons Zürich. Es dauerte noch Jahrzehnte bis es in anderen Landesgegenden vergleichbare Vedoch fast jede zweite Partnerschaft im Kanton Zürich konfessionsverbindend.
Anerkennung fördert gemeinsame Projekte
Nachdem sie mit der Anerkennung 1963 zu vollwertigen Partnern geworden waren, konnten die Katholiken vermehrt auch gemeinsame Projekte mit den Reformierten realisieren, beispielsweise verschiedene Seelsorgestellen wie die Flughafen- oder Bahnhofkirche, die kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit DFA, die kirchliche Anlauf- und Beratungsstelle für Lehrlingsfragen kabel, die Notfallseelsorge, die Seelsorge für Polizei und Rettungskräfte, oder die Stellen für Paarberatung & Mediation.
Weihbischöfe fördern Ökumene
Eine neue Dimension ökumenischer Zusammenarbeit eröffnete sich 1993. Unter Umgehung des verbrieften Bischofswahlrechts wurde 1990 Wolfgang Haas zum Bischof von Chur. Dies führte im Bistum zu Spannungen und entfachte die Diskussion um ein Bistum Zürich neu.
Ein Aufatmen ging durch die Diözese, als 1993 Peter Henrici und Paul Vollmar zu Weihbischöfe ernannt wurden. Der päpstliche Sonderdelegierte Erzbischof Karl-Josef Rauber hatte mit seinen Abklärungen dazu beigetragen. Die Weihbischöfe bekamen als Auftrag die Befriedung der Diözese mit auf den Weg. Die grosse Frage stand im Raum, wie ein Philosophieprofessor und ein Rektor der Katholischen Schulen Zürich sich mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut machen würden. Schnell war klar: Peter Henrici nahm die vorgegebene Realität als Ausgangspunkt für all seine Reflexionen und setzte der Pastoral Impulse, für Paul Vollmar stand das Entfalten der Charismen unter den Gläubigen im Vordergrund, weil er Kirche als Ereignis des Geistes verstand. Die Reformierten begrüssten die Anwesenheit eines Weihbischofs in Zürich und der reformierte Kirchenratspräsident hatte nun einen ebenbürtigen Dialogpartner.
Der Ökumenebrief von 1997 als Wegweiser
Aus diesem Miteinander entstand der 1997 veröffentlichte ökumenische Bettagsbrief der bis heute Gültigkeit hat und als Kerngedanke feststellt:
«Längst ist uns bewusst, dass unsere Kirchen viel mehr miteinander verbindet als trennt.»
2007 erneuerten der reformierte Kirchenratspräsident und Weihbischof Paul Vollmar diesen Wunsch und ermunterten die Kirchgemeinden und Pfarreien, dem Geist der Partnerschaft Sorge zu tragen und an den keineswegs überholten Vorgaben des Ökumenebriefs von 1997 weiterzuarbeiten.
Einzigartige Orthodoxe Ökumene
Auch unter orthodoxen und altorientalischen Kirchen im Kanton Zürich sind ökumenische Schritte zu verzeichnen. Seit bewusst geworden ist, dass die Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula wahrscheinlich aus Ägypten stammten und Kopten waren, findet an deren Festtag am 11. September jeweils eine gemeinsame orthodoxe Vesper mit Prozession statt, zu der auch Vertreter der anderen Konfessionen eingeladen sind.
Am Bettag 2014 gründeten Christen aus zehn orthodoxen Gemeinschaften haben am Bettag in der griechisch-orthodoxen Kirche in Zürich den «Verband Orthodoxer Kirchen im Kanton Zürich». Mit diesem wollen sie ihre Zusammengehörigkeit bezeugen und gemeinsame Anliegen bewältigen, gleichzeitig aber auch ihre Einheit mit der reformierten und der katholischen Kirche deutlich werden lassen. Die Vielfalt orthodoxer Präsenz in Zürich gilt als wohl einmalig neben jener in Jerusalem. In den Vorstand gewählt wurden Mitglieder der Kirchgemeinden der orthodoxen Kirchen von Ägypten, Äthiopien, Armenien, Griechenland, Rumänien, Russland, Serbien und Syrien.